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DER KOLOSS VON RHODOS – VOM MYTHOS IN DIE WISSENSCHAFT.


Der Überlieferung nach erschuf der griechische Bildhauer und Erzgießer Chares von Lindos, zu Beginn des 3. Jahrhunderts in vorchristlicher Zeit, eines der sieben antiken Weltwunder. Die über 30 Meter große Bronzestatue, die den antiken Sonnengott Helios darstellte, wurde nach dem erfolgreichem Ausgang der Belagerung von Rhodos (305–304 v. Chr.) errichtet, welche im Rahmen der Auseinandersetzungen zwischen den Rhodiern und dem Feldherrn Demetrios I. Poliorketes, einem Nachfolger Alexander des Großen, ausgetragen wurde. Breitbeinig an der Hafeneinfahrt zu Rhodos wachend, ausgestattet mit allegorischen Verweisen, dies ist das gängige Bild welches seit Jahrhunderten Graphiken, Abbildungen und somit unsere Vorstellung jener Überlieferung prägt. Die Chronisten ihrer Zeit gaben Angaben über Materialien, Bau und Herstellungsverfahren. Über den wahren Standort forschen Archäologen und Historiker dennoch seit mehr als 500 Jahren, da dieser aus der antiken Welt nicht überliefert ist. Die deutsche Archäologin Dr. Ursula Vedder liefert mit Ihrem Forschungsansatz eine eigene Theorie und zeigt im Gegenstand ihrer Untersuchungen exemplarisch auf, wie sich der Koloss von Rhodos über die Jahrhunderte einer Transformation vom Mythos in die fundierte Wissenschaft unterzog.

VON ANDRÉ CHAHIL & DR. URSULA VEDDER Photo © Chahil Art Consulting

Der spreizbeinige Wächter über der Hafeneinfahrt von Rhodos ist das heute am weitesten verbreitete Bild von der Statue des Helios. Es steht jedoch nicht in Einklang mit der antiken Überlieferung zu der mit 70 Ellen (30 – 35 m) größten Bronzestatue der griechischen Welt. Vielmehr geht es auf eine Legende zurück, die offensichtlich am Ende des 14. Jh. im vom Ritterorden vom Spital des Heiligen Johannes von Jerusalem beherrschten Rhodos (1309 – 1522) aufgekommen ist. Vermutlich verdankt diese ihr Entstehen der gelehrten, aber fehlerhaften Deutung einer antiken Textstelle. Mit den Reiseberichten der christlichen Pilger, die auf dem Weg ins Heilige Land auf Rhodos Station gemacht hatten, gelangte sie in den Westen. Die Renaissance-Zeichner des 16. Jhs. verhalfen ihr schließlich mit kunstvollen Illustrationen zu ewigem Ruhm. Sowohl die Spreizbeinigkeit als auch die Lokalisierung im Hafen sind beides Elemente dieser Legende. Für die Frage nach der antiken Figur kann hieraus nichts gewonnen werden.

„COLOSSUS SOLIS“ – Kupferstich nach Maarten van Heemskerck, um 1572.
Darstellung des Helios-Kolosses von Rhodos mit Feuertopf und Bogen, breitbeinig über der Hafeneinfahrt wachend. In der Bildmitte Menschen, ihn anbetend zu seinen Füßen. Im Hintergrund eine komponierte, repräsentative Architektur. Das rege Treiben der Arbeiter und die Vielzahl der Schiffe verweist auf die Bedeutung und Macht des Hafens hin. Im Vordergrund die Bearbeitung des Hauptes en Detail. Links im Bild stehend, ausgestattet mit einem Zeichenbrett der Bildhauer und Erzgießer Chares von Lindos, der jener Überlieferung nach den Koloss erschuf. TITELBILD: Koloss von Rhodos (Ausschnitt) – kolorierter Kupferstich nach Georg Balthasar Probst, um 1770. Photo © Chahil Art Consulting

Die antike Überlieferung erwähnt dagegen weder den Standort noch macht sie Angaben zum Aussehen der Statue. Dafür ist der historische Kontext, in dem die Statue entstanden ist, genau bekannt, und eine Reihe von Informationen zu ihrer Geschichte ist erhalten. Chares von Lindos hat die Statue des Helios gestaltet und aus Bronze gegossen. Die Rhodier nannten sie kolossós und gaben sie als Weihgeschenk an Helios, den Hauptgott ihrer Polis (Stadtstaat) in Auftrag. Sie wurde aus der Kriegsbeute eines Sieges finanziert, der zur Unabhängigkeit der Rhodier von den Großmächten der hellenistischen Welt führte (Belagerung von 305-304 v. Chr.) Der Helios-Koloss war zum einen ein religiöses Zeichen des Dankes an den Stadtpatron. Zum anderen stand er für technisches und wirtschaftliches Können, Selbstbewusstsein und Freiheitswillen der staatlichen Gemeinschaft, die 408-407 v. Chr. durch Zusammenschluss (Synoikismos) der drei alten rhodischen Gemeinden Jalysos, Kamiros und Lindos entstanden war. Dabei folgte die Weihung der kolossalen Helios-Statue der griechischen Tradition, nach einem wichtigen Ereignis der Hauptgottheit eine Statue mit dem Bild der Gottheit im Hauptheiligtum aufzustellen. Ein prominenter Vorläufer war die Statue der Athena Promachos (Mitte 5. Jh. v. Chr.) im Heiligtum der Athena Polias auf der Athener Akropolis. Aus dem historischen Kontext ergibt sich so, dass die kolossale Helios-Statue nur im Helios-Heiligtum von Rhodos gestanden haben kann.

„DAS HAUPT DES HELIOS“ – ca. 2. Jhd. vor Chr. Marmor, Standort: Archäologisches Museum Rhodos.
Die in der mittleren hellenistischen Periode entstandene Büste des Helios ist in einem für jene Tage modernen Stil gefertigt, welcher an Darstellungen Alexander des Großen erinnert. Referierend der Bildhauerkunst des Meisters „Lysipp“ (ca. 4. Jhd. v. Chr.). Ursprünglich waren diesem Haupt sieben aus Metall gefertigte Strahlenkränze oberhalb des Kopfes installiert. Ein prominentes neuzeitlicheres Beispiel für Herleitungen dieser Art finden wir in der Freiheitsstatue von New York wieder. Photo © Chahil Art Consulting

Allerdings war die Lage des Helios-Heiligtums von Rhodos bisher nicht bekannt. Neu ist folgende Lokalisierung: Am Abhang der südlichen Akropolis von Rhodos sind die Reste eines repräsentativ großen Heiligtums mit Tempel ausgegraben, eine Tempelecke rekonstruiert und in einen archäologischen Park einbezogen worden. Seit dem frühen 20. Jahrhundert wird es dem Apollon Pythios zugeschrieben. Diese Zuschreibung basiert auf einer einzigen, kleinen, in einem türkischen Haus sekundär vermauert aufgefundenen Inschrift, was keine ausreichende Begründung ist. Es muss sich um die Kultstätte einer für die Stadt sehr wichtigen Gottheit gehandelt haben. Helios hatte diese Bedeutung in Rhodos Stadt, Apollon Pythios nicht. Auch die Anlage der Terrasse unterhalb vom Heiligtum mit Stadion und Odeion, die schon immer mit dem jährlichen Helios-Fest, den Halieiea, in Verbindung gebracht worden ist, spricht für eine Deutung der Anlage als Helios-Heiligtum.

Mit der Identifizierung des Helios-Heiligtums von Rhodos ist die erste wichtige Voraussetzung für die Suche nach dem Standort des Koloss von Rhodos geklärt. Zwei weitere bestehen darin, sich über das Herstellungsverfahren der Statue und die Dimensionen ihrer Basis im Klaren zu sein. Falls sich archäologische Reste vom Koloss von Rhodos erhalten haben, dann am wahrscheinlichsten von Werkstatt und Basis. Die Figur selbst hat nur etwa 56 Jahre gestanden, ist 227 v. Chr. bei einem starken Erdbeben eingestürzt und nicht wieder aufgerichtet worden. Ihre Trümmer müssen die ganze Antike hindurch im Heiligtum gelegen haben. Dennoch darf man nicht mehr mit Bronzeresten rechnen. Sie sind zu einem unbekannten Zeitpunkt eingesammelt und eingeschmolzen worden. Die unter den syrisch-christlichen Autoren im 8. Jh. entstandene Überlieferung, nach der sie 653 von arabischen Eroberern eingesammelt, verschifft und im Orient verkauft worden seien, lässt sich historisch nicht verifizieren, darf also nicht ernst genommen werden.

Die Suche nach dem eigentlichem Standort des Kolosses ist Gegenstand für Spekulation und Forschung seit mehr als über 500 Jahren. Neben dem Vorschlag, dass dieser einst auf dem Gebiet der Akropolis von Rhodos verortet war, zählen u.a. die Hafeneinfahrt des heutigen Mandraki-Hafens, die Mole mit dem Turm des St. Nikolaus und der Standort des heutigen Großmeisterpalastes als theoretische Forschungsansätze. Aus der ursprünglichen Überlieferung existiert keine Beschreibung des Standortes, da es in der antiken Welt als förmlich selbsterklärend galt, an welchem Ort Heiligtümer dieser Bedeutung errichtet wurden. Photos © Chahil Art Consulting

Die frühe Zerstörung der Riesenstatue dürfte der Grund sein, warum vom Koloss von Rhodos keine Kopien oder Darstellungen – nicht einmal auf Münzen – angefertigt worden sind. So kann man nur vermuten, dass Helios im Statuentypus eines nackten jungen Mannes dargestellt war, sein Kopf dem Typus der rhodischen Münzen folgte und er einen Strahlenkranz trug. Aus der schriftlichen Überlieferung geht eindeutig hervor, dass der Koloss von Rhodos aus gegossener Bronze bestand. Archäologische Funde von Gießgruben in Rhodos bestätigen, dass es in seiner Entstehungszeit am Anfang des 3. Jhs. v. Chr. hohe technologische Standards beim Bronzeguss im ‚Wachsausschmelzverfahren‘ gab. Der Guss von Figuren in großen Einzelstücken ist so bis zu einer Höhe von ca. 15 m archäologisch erwiesen. Zur Rekonstruktion des Verfahrens bei der doppelt so großen Statue greift man dagegen gewöhnlich auf den relativ ausführlichen, spätantiken, mit Philon von Byzanz signierten Text „Die Sieben Weltwunder IV 1-6“ zurück. Dort wird behauptet, der Koloss sei an seinem endgültigen Standort Etage auf Etage unter Anschüttung eines Berges gegossen worden. Ein weit mehr als 30 m hoher Hügel müsste so entstanden sein. Dieses Verfahren ist technisch grundsätzlich möglich. Aber ist es im antiken Rhodos auch zur Anwendung gekommen?

Die Antwort auf diese Frage kann mangels geeigneter Quellen nur auf einem Umweg gewonnen werden. Zunächst lassen sich die allgemein gültigen Parameter für die Arbeitsabschnitte zum Guss einer kolossalen Bronze durch den Vergleich der Verfahren zweier existierender, nachantiker Beispiele mit dem antiken Verfahren herausarbeiten. Es handelt sich um den Große Buddha von Nara (Sitzender Mann im Lotussitz, Japan 8. Jh, H. 15 m) und die Bavaria in München (Weibliche Gewandfigur, Deutschland 19. Jh., H. 18 m). Bei ersterem wurde eine Technik vergleichbar der bei Philon beschriebenen angewandt, letztere ist in großen Einzelstücken gegossen worden. Sucht man dann in der Antike nach den Entsprechungen für die notwendigen Arbeitsschritte, wird deutlich, dass unabhängig vom Bronzegussverfahren immer ein Modell errichtet werden muss, das die gleichen Maße wie die fertige Statue besitzt. Für solche Modelle in Originalgröße werden hölzerne Gerüste mit einer Oberfläche konstruiert, auf der modelliert werden kann. 

Philon aber verliert über das Modell kein Wort. Von den weiteren Arbeitsschritten schildert er den Formbau nur unvollständig, Metallschmelze, Bronzeguss und Bearbeitung der Bronzeoberflächen überhaupt nicht. Sein Verfahren ähnelt zwar grundsätzlich dem japanischen, für einige dessen Eigenarten lassen sich aber keine Entsprechungen in der antiken Technik finden. Eine Erklärung hierfür ist, dass es sich bei dem Text um eine späte Rekonstruktion des verlorenen rhodischen Verfahrens handelt, das ursprünglich in der Werkstatt des Chares von Lindos zur Anwendung gekommen war. Der Text darf somit nicht ernster genommen werden als die Aussagen der archäologischen Befunde auf Rhodos. Die aber sprechen für einen Guss in großen Stücken, vorzugsweise in unmittelbarer Nähe zum Standplatz. So ergibt sich, dass wir ein geräumiges Gelände suchen, das Platz für die Basis und eine große Werkstatt mit Gießgruben hat. Dabei muss berücksichtigt werden, dass rhodische Gießgruben zwar meistens eine ovale Form besaßen, aber durchaus mit einer rechteckigen Form dem Projekt angepasst sein konnten.

„AKROPOLIS VON RHODOS“ – ein weiterer Forschungsansatz.
Auf dem höchsten Punkt der Stadt Rhodos befindet sich ein Inselheiligtum aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Das Areal verfügte über ein „Apollontempel“, welcher ursprünglich als ein großer Ringhallentempel konstruiert war. Italienische Archäologen errichteten drei Säulen am Anfang des 20. Jhd. wieder auf. Unterhalb dieser Terrasse befindet sich ein „Odeion“, ein antikes Freilichttheater mit einer Sitzplatzkapazität von ca. 800 Besuchern. Bis heute finden dort alljährlich Konzerte statt. Daneben, auf dieser Ebene ist ein antikes „Stadion“ gelegen, in dem die Haleion-Spiele zu Ehren des Sonnengottes Helios ausgetragen wurden. Sowohl Teile des Odeion, als auch des Stadions sind in ergänzender Weise rekonstruiert. Die Gesamte Anlage ist heute ein öffentlicher Park mit einer Gesamtfläche von ca. 12.500 m² in dem archäologische Forschungen und Ausgrabungen stattfinden. Photos © Chahil Art Consulting

Von zwei wichtige Parallelen, Kolossalstatuen aus gegossener Bronze, sind Aussehen und Maße der Basen bekannt, von der älteren und kleineren Athena Promachos auf der Athener Akropolis (Höhe zwischen 7 und 16 m) sowie der jüngeren Kolossalstatue des Kaisers Nero in Rom, die etwa das gleiche Höhenmaß wie sein rhodisches Vorbild besaß. Beide Basen waren annähernd quadratisch. Der Grundriss in Athen misst 5,58 x 5,465 m und weist im Zentrum ein 0,48 x 0,48 m großes Loch auf. Es diente der Montage des zentralen Masten für das Holzgerüst des Modells in Originalgröße. Die Basis Nero-Kolosses neben dem Kolosseum wiederum war 17,60 x 14,75 m groß. Sie bestand aus römischem Gussmauerwerk und eingebetteten Mauerungen aus Stein, die zur Stabilisierung im Inneren der Bronzestatue hochgemauert gewesen waren. Davon abgeleitet kann man vermuten, dass auch die Basis des Koloss von Rhodos annähernd quadratisch war und eine Vorrichtung zur Aufnahme von Stabilisierungsmauern besaß.


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Platz für eine große und für einen längeren Zeitraum eingerichtete Werkstatt war im wieder gewonnenen Helios-Heiligtum vorhanden. Dort ist auch eine auffällige, bisher nicht schlüssig gedeutete Ruine, das sogenannte Artemision, ausgegraben. Bei ihr lassen sich Argumente dafür herausarbeiten, dass sie auf Basis und Werkstatt des Koloss von Rhodos zurückgeht. Sie befindet sich direkt nordöstlich vom Helios- Tempel in einem bis auf den Felsen freigelegten Bereich.

In ihrer heutigen Form handelt es sich um einen großen abgesenkten Hof, der im Süden und Westen von Mauern begrenzt und über eine Treppe erreichbar ist (ca. 33,4 x ca. 27,7 m, Tiefe ca. 3,8 – ca. 4 m). Von Osten reicht ein rechteckig geschnittener Felsen (L ca. 13,7 m; B ca. 11,6 bis 8,4 m) hinein, der an drei Seiten von einer aus der Tiefe hochgemauerten Steinsetzung eingeschlossen war und teilweise noch ist. Hieraus lässt sich ein Sockel rekonstruieren, der aus einem massiven Teil aus Felskern und Einfassungsmauern (ca. 17,7 x ca. 15,8 m) bestand sowie nach Westen hin durch einem Mauerkranz mit ursprünglich vier verfüllten Mauerkammern verlängert war (Gesamtmaß ca. 23,4 x ca. 17,7 m, OW x NS).

„ABGESENKTER HOF UND SOCKEL“
Hinter dem Areal der errichteten Säulen befindet sich ein Ausgrabungsplatz, der als Gegenstand eines Forschungsansatzes als möglicher Standort gilt. Über eine ca. 4 Meter lange Treppe gelangt man in das Areal, welches von einer Umfassungsmauer umgeben ist. Diese wurde von italienischen Archäologen rekonstruiert. Die Wände sind mit Spuren von rotem, hydraulischen Putz versehen. Ein Hinweis, dass es sich um ein künstliches Wasserbecken handeln könnte, welches in späteren Zeiten – spätantik bis byzantinisch – eingerichtet wurde. In der Mitte ragen die Reste eines möglichen Sockels empor. Wird man hier in unmittelbarer Umgebung die Spuren einer antiken Bronzegießerei entdecken, die zur Herstellung des Kolosses im Einsatz war? Photos © Chahil Art Consulting

Zwei Eigenarten des Sockels weisen darauf hin, dass es einen Vorgängerbau gab. Zum einen wurden zahlreiche Quader und Werkstücke in Zweitverwendung vermauert. Außerdem bilden der nördliche und südliche Rand des Felskerns keine gerade Linie mehr. Es bietet sich an, einen älteren, kleineren Sockel zu rekonstruieren, der aus einem Felskern regelmäßiger Form im Zentrum einer massiven Steinsetzung bestand und ca. 17,7 x ca. 15,8 m (NS x OW) groß war. Ein Sockel mit diesen Außenmaßen der Fundamente ist aber in den Dimensionen der Basis des Nerokolosses mit 17,60 x 14,75 m erstaunlich ähnlich. An die Eigenart des Lochs im Zentrum der Promachos-Basis erinnert wiederum ein ca. 3,7 x ca. 3,3 m großer, mindestens ca. 2 m weit in die Tiefe vorangetriebener Schacht, der auf dem rekonstruierten, kleineren Sockel in der Nähe des Mittelpunkts zu liegen kam.

„REKONSTRUKTION DES KOLOSS VON RHODOS NACH URSULA VEDDER“
Anders als in gängigen Darstellungen, auf denen der Koloss mit Attributen von Feuertopf, Bogen, Lanze u.ä. dargestellt ist, entwirft Vedder eine Version der Statue mit Opferschale in der rechten Hand. Als Argument zieht Vedder den kultischen Hintergrund des Aufstellungsortes heran. Demnach müsste der Koloss in der antiken Welt als ein opfender Gott konzipiert worden sein. Graphik © Ursula Vedder

Daraus kann man folgendes hypothetisches Erklärungsmodell ableiten: Der Hof ist aus der Werkstatt des Koloss von Rhodos hervorgegangen, die direkt anschließend an seinen Standort eingerichtet worden war. Der Sockel mit Basis diente zunächst dem Bau des Modells in Originalgröße und in seinem Schacht war dessen zentraler Masten befestigt. An gleicher Stelle wurden später die gegossenen Einzelteile aufeinander montiert, wobei der Schacht die Mauerung zur Stabilisierung aufnahm. Der größere Sockel wurde nach der Zerstörung der Statue in einer Zeit nach dem großen Erdbeben von 227 v. Chr. unter Verwendung des älteren Materials gebaut.

Eine Aufstellung des Helios-Koloss von Rhodos nordöstlich vom Tempel, nicht allzu weit vom Terrassenrand entfernt und mit dem Gesicht nach Osten gerichtet erscheint im Kontext von Heiligtum, Sportstätte und Stadt sinnvoll. Die Figur wäre danach von der unteren Stadionterrasse, aber auch weithin von der Stadt und von der See aus sichtbar gewesen.


Weiterführende Literatur:
Ursula Vedder: Der Koloss von Rhodos : Archäologie, Herstellung und Rezeptionsgeschichte eines antiken Weltwunders. Verlag: Nünnerich-Asmus (Mainz): ISBN 978-3-945751-17-6.
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Andre chahil

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