Die Cyanotypie, Blaupause oder bekannt als Eisenblaudruck war die dritte kommerziell genutzte Fototechnik. Ab 1870 kam die Technik vor allem zur Vervielfältigung von großformatigen Entwürfen zum Einsatz. Die heutige Bedeutung des Begriffes „Blaupause/Blueprint“ als Synonym für den (großen) Plan, findet aus diesem Kontext heraus ihren Ursprung. Klaus Urbons, Preisträger des „Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft 2017“, gewährt einen Einblick in diesen essentiellen Bestandteil der Fotografiegeschichte, welcher gegenwärtig eine Renaissance in der Kunst erfährt.
VON KLAUS URBONS
Die Bezeichnung „photography“, sowie die begleitenden Begriffe „positive“ und „negative“, verdanken wir dem britischen Astronomen Sir John William Herschel (1792–1871). Das waren vielleicht die wichtigsten und einflussreichsten, aber bei weitem nicht die einzigen Beträge Herschels zur seinerzeit gerade erst entstehenden Lichtbildkunst. Es war Herschel, der die optimale Lösung für das größte Problem der frühen Fotografie fand, die Haltbarmachung der Lichtbilder. Ohne Fixierung verschwanden Aufnahmen bei Tageslicht binnen kurzer Zeit. Dank Natriumthiosulfat, bekannt unter „Fixiersalz“ oder „Hypo“, war dieser Umstand vorbei, denn diese Chemikalie löste das unbelichtete Silbersalz aus den Negativen und Abzügen, ließ dennoch das belichtete Bildsilber unangetastet.
Sir John William Herschel, Portrait (1792–1871), war der Erfinder der Cyanotypie und prägte unter anderem die Begriffe „photography, positive und negative“. | Photo © Wikimedia
John W. Herschel stellte 1842 zudem einen eigenständigen Fotoprozess vor. Nach der Daguerreotypie und Talbots Kalotypie war dies das dritte kommerziell und künstlerisch genutzte Verfahren. Die Rede ist von der Cyanotypie, auch als Blueprint oder Blaupause bekannt. Anders als die Erfindungen seiner Vorgänger, die auf lichtempfindlichen Silberverbindungen beruhten, nutzte Herschel für die Cyanotypie ein Eisensalz als fotografische Schicht. Und ebenfalls anders als die silbergrauen oder bräunlichen Fotografien der Vorgänger, zeigten seine Bilder einen tiefblauen Farbton. Daher auch der Name, denn im Altgriechischen steht „κύανος“ für ein tiefes, dunkles Blau. Allerdings war die Cyanotypie nicht für die direkte Belichtung mit der Kamera geeignet, zu gering war dafür ihre Lichtempfindlichkeit. Doch um Kontaktabzüge von den damaligen Kalotypie-Papiernegativen zu erstellen, war die Blaupause ideal. Hinzu kam, dass für das Entwickeln lediglich das Auswaschen der unbelichteten Eisensalze mit einfachem Wasser notwendig war. Ohne weitere Schritte erhielt man nach dem Trocknen lichtbeständige Bilder. Da wiederum kein kostbares Silber zum Einsatz kam, war das Verfahren zudem äußerst preiswert.